„WOLKEN WESTWAERTS. ermittlungen zweiter ordnung“
lesung und gespräch aus dem und zum neuen roman von ralf b. korte
wann? – am 20. oktober um 19:30 uhr
wo? – in der änderungsschreiberei (Weidengasse 22)
eine kooperation von perspektive, änderungsschreiberei und dem klingenberg verlag
Eine Frau wurde am Hafen von Triest erschossen. Polizeiliche Untersuchungen blieben ergebnislos, aber die Vorgesetzte der Toten engagiert einen privaten Ermittler mit dem Auftrag, anhand ihrer Briefe und Tagebucheinträge Hintergründe ihrer Ermordung zu recherchieren. Wir folgen den inneren Monologen des Ermittlers und seinen Berichten an die Auftraggeberin, erfahren dabei von Unternehmen die Menschen Empfindungen entnehmen und digital verkaufen wollen, lesen von den Angestellten dieser Unternehmen, die ihre Intimität in Poesiezirkeln zu bewahren suchen. Dass die Tote am Wirkungsort Italo Svevos gefunden wird, der mit sezierendem Blick aufs Subjektive ein Tor der literarischen Moderne aufgestossen hat, liegt dabei auf der Hand. Dem Ermittler gelingt nie, der Auftraggeberin selbst zu begegnen – er verwirrt sich zwischen den Fäden des Falls, zieht uns mit ihm lesend ins halb fremde halb eigene Erinnern.
ralf b. kortes privater Ermittler Michael Henze stellt Beobachtungen von Beobachtungen an und rezitiert zwischendrin beiläufig Luhmanns systemtheorie. Zwischen Köln, Graz und Berlin unterwegs verliert sich Henze in einem Fall, der ihn mehr auf sich selbst als auf die Rekonstruktion eines Tathergangs verweist. Wir folgen ihm von gesellschaftstheoretischen Erwägungen bis zu den Anfängen des Genres Krimi – was fehlt, ist eine Täterin und sind Automobile, mit denen sonst gern durchs Ermittlungsgebiet gesaust wird.
»Ganz toll an dem Buch ist die wache Gesellschaftskritik und auch die Beobachtung: ›Was geschieht gerade jetzt? Wohin geht es oder könnte es gehen? Was ist jetzt bedrohlich und wo sollte man achtsam sein?‹ Und da ist das Buch eines, das viele Dinge anspricht, auf den Punkt bringt wie wenig sonst in einer so großen Aktualität.« – Astrid Nischkauer, Literadio
»Für einen Krimi ist das ein reichlich schwieriger und sperriger Ansatz. Für eine Verknüpfung theoretischer Ansätze und Andeutungen zu einem klugen Fragenkatalog an den mit künstlicher Intelligenz aufgerüsteten Spätkapitalismus tritt der Band hingegen erstaunlich leichtfüßig auf und deckt so nicht individuelle Delinquenz auf, sondern die eigentliche Kriminalität.« – Monika Mokre, Brot & Spiele