TEXTE von michael duszat, henryk gericke, d holland-moritz, mario huber, raven e marble, sanna radizi, christoph szalay, silke vogten, derek white
KOLUMNEN von dadasophin, alba maria cruz, ariane hassan pour-razavi und anke finger
AUS DEN EDITORIALS
• Chalet, n. schweiz., schweiz.frz. m., (…) ursprünglich ländliche Bauten [bezeichnete], die sich in mittleren und hohen Lagen auf urbar gemachtem Land oder auf Weiden
befanden. Wäre dann dieses Wutchalet, das den Titel der
gegenwärtigen Ausgabe von perspektive abgibt, ein solcher Hoheweide-Bau, aus nichts als aus Wut gefügt, oder im Gegenteil: wär‘ es vielmehr ein Schutzhaus im Wut-Gelände? Ersteres hieße, man hat sich in Wut häuslich eingebaut (lebensweltliches Arrangement zweiter Ordnung mit ungenügenden Umständen; anger becomes comfortable like old leather, wie das Käpp‘n Picard beschrieb) – zweiteres, die Wut wäre, draussen, urbar gemacht. Wut als Hochalm. Wut als Weide wovon? Was für Vieh? Wessen Weide? Wessen Gewinn? Den beiden
Lesearten entsprechen Ideen (Bilder davon), wie Kritik funktioniert. … (sts)
• „am land gibt es kein publikum, es gibt nur die leit. die leit sind das, was in urbanen räumen als die gesellschaft bezeichnet wird, nur unmittelbarer und direkter.“ (gunilla
park, 2025) park schreibt in der folge ihres statements zum aufruf #kulturlandretten der ig kultur steiermark vom üblichen abchecken des ungewohnten auf regionale relevanz. was als nicht zugehörig empfunden wird am land schnell unwesentlich, ein abweichen vom stillen verweist auf was es dort [in form eines unvorhersehbaren lauten]
nicht zu geben hat. klar finden sich fehler im system der dörflichen gemeinschaft – bestehende chauvinismen beispielsweise von denen nicht die rede sein muss weil man kommt schon mit sich zurecht weil man ja weiss was ist wie es ist. sagt man sich damit es so ist es so. die leit beobachten wo etwas nicht wie schon immer und damit gut ist. gesellschaft konstituiert sich dagegen in notwendiger bewegung und offener begegnung, ohne die ein co-existieren in den städten nicht funktioniert. unabschliessbare ausdifferenzierung fundiert das leben in und das überleben von sich usfaltenden gesellschaften. dieses funktionale umeinander – die bedingtheit von gegensätzlichem – scheint jedoch am land nur suspekt. das beharren und belauern wer sich wie und wohin entfernt konstituieren ein réduit das dabei bereits einen rückzug impliziert: das unmittelbare ist ergebnis einer auf konstanz hin präparierten familialen welt, deren sosein als naturgegeben vorausgesetzt wird – das urbane ist demgegenüber die unnatürliche abweichung, eine von aussen oktroyierte varianz. aber: … (rbk)
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